Gefahr im Verzug am Jörgentor

 

02.November 2019


Nach einer Krisensitzung steht fest, dass das Jörgentor erst einmal

notgesichert werden muss. Eine notwendige umfassende Sanierung

wird rund ein Jahr dauern.

 

 

 

Die Ereignisse überschlagen sich. "Es ist Gefahr in Verzug, ich habe eine

statische Notsicherung beauftragt", sagt Bürgermeister Helmut Blank. Dafür

wird ein Spezialkran gebraucht, damit die Mitarbeiter der Firma Holzbau

Weigand am Fachwerk im obersten Teil des Turmes arbeiten können. Das wird

eine Weile dauern. Deshalb bleibt die Jörgentorgasse vorerst bis Montag,

18. November, gesperrt. Die gute Nachricht: Die Nutzung des Fußweges am

Jörgentor ist möglich.

Dieser ist für Fußgänger vor herabfallenden Teilen gesichert worden. Wenn am

Montag die Schule wieder beginnt, können die Kinder also ihren gewohnten

Schulweg benutzen.


Schlechte Nachrichten


Rund zwei Stunden lang haben Lutz Parisek, öffentlich bestellter und

vereidigter Sachverständiger, Matthias Heuring vom Ingenieurbüro

Federlein-Architekten und Bürgermeister Helmut Blank zusammengesessen.

Dann stand das Ergebnis fest.Und das ist wenig erfreulich.


"Wir heben eine Bohrwiderstandsmessung durchgeführt", sagt Lutz Parisek.

Dabei wird ins Holz des Fachwerks gebohrt, anhand der Kraft die benötigt

wird, lässt sich der Zustand des Holzes bemessen. Aber von Widerstand

konnte keine Rede sein. An manchen Stellen konnte der Sachverständige mit

dem Finger in die Balken eindringen. Besonders die Westseite ist betroffen,

sagt Matthias Heuring.

Es wird er Stadt nichts anderes übrig bleiben, als die innen errichteten

zusätzlichen Mauern komplett zu entfernen. Auch der Zementmörtel zwischen

dem Fachwerk muss raus. "Dafür muss der Turm komplett eingerüstet werden",

sagt Lutz Parisek. Und das Gerüst wird wohl ein Jahr stehen bleiben müssen.


Mehrfach war das Jörgentor in den letzten Jahrzehnten hergerichtet worden,

aber dabei hat es sich meist um absolut notwendige Reparaturen gehandelt. Das

Problem: Der obere, auf den Turm aufgesetzte Fachwerkaufbau hätte längst

umfassend saniert werden müssen.

"Ein Behelfen mit kleinteiligen Reparaturen ist jetzt nicht mehr möglich", meint

Matthias Heuring. Die Schäden seien zu weit in die Tiefe fortgeschritten, dass

nun eine umfängliche Generalsanierung notwendig werde. Wie genau das

aussehen wird, steht aber noch nicht fest. Wenn die Mauern und der

Zementmörtel entfernt sind, muss das schadhafte Fachwerk ausgetauscht

werden. Das im Jahr 2007 hergerichtete Dach muss dann über ein Tragwerk

gestützt werden. Falls das funktioniert. Im Extremfall muss der komplette

Aufbau runter. Das Fachwerk sei in dieser Höhe derartig dem Wind und

Wetter ausgesetzt, dass man über einen weiteren Schutz nachdenken müsse,

vor allem auf der Westseite, also auf der Stadt zugewandten Seite des Turms,

sagt Matthias Heuring. Und Lutz Parisek betont, dass er ein echter Fan von

Fachwerk sei. An dieser Stelle sei es aber fehl am Platz.

Wie geht es weiter? Eigentlich sollte ein Kran mit einer Hebebühne die

Arbeiter für die Notsicherung in den Bereich des Fachwerks bringen, aber das

scheiterte am Vortor. Nun ist ein anderer Spezialkran geordert worden,

weshalb die Turmdurchfahrt noch bis zum 18. November gesperrt werden muss.

Wenn der Turm notgesichert ist, kommt die eigentliche Arbeit.


Förderung möglich


Einen genauen Zeitplan können die Experten noch nicht vorgeben. Die

anstehenden Arbeiten müssen mit den entsprechenden Fachbehörden wie dem

Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt werden. Jetzt muss die

Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit den Experten auch die

Fördermöglichkeiten abklopfen. Ein Zuschuss aus dem Förderprogramm

Stadtumbau West ist zwar prinzipiell möglich, dafür müsste der Turm aber

genutzt werden, womit der Brandschutz und die mögliche Außentreppe wieder

ins Spiel kommen.


Das alles muss nun abgeklärt werden, es gibt verschiedene Möglichkeiten.

Allzu viel Zeit haben die Verantwortlichen aber nicht. Im nächsten Jahr sollte

schon mit der Generalsanierung begonnen werden, die dann wohl mindestens

ein Jahr andauern wird, sagen die Experten. Aber keine Angst: Wenn das

Gerüst steht, wird die Jörgentorgasse wohl befahrbar sein, Sperrungen wird

es nur kurzfristig geben. Auf Spekulationen über mögliche Kosten wollen sich

Lutz Parisek und Matthias Heuring nicht einlassen. Billig wird das mit

Sicherheit nicht. Aber auch wenn er dann kein Bürgermeister mehr sein wird,

für Helmut Blank ist klar, dass es keine Alternative zur Generalsanierung des

Fachwerkaufbaus am Jörgentor gibt.

 


 

 

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